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Gleiches Ziel, ungleiche Wege: Die Gymiprüfungs-Lotterie

  • andreadibiase
  • 14. März
  • 9 Min. Lesezeit

Wo wohnst du? Diese Frage entscheidet über deine Bildungschancen


Eine einzelne Prüfung, wenige Stunden Konzentration – und schon sortiert sich die Spreu vom Weizen. In Zürich braucht es 50% Prüfungsleistung und 50% Vornoten, in Luzern zählen die Noten dreimal mehr als die Prüfung, und in manchen Kantonen kannst du mit einem guten Zeugnis komplett ohne Prüfung ins Gymnasium eintreten. Willkommen in der Schweizer Bildungslotterie, wo deine Postleitzahl mitentscheidet, wie steinig oder geebnet dein Weg zur Matura sein wird.


Der März ist wieder da, und mit ihm die alljährliche Aufregung um die Gymiprüfungen im Kanton Zürich. Tausende von Schülerinnen und Schülern – sowohl aus der 6. Primarklasse als auch aus der 2. Sekundarklasse – schwitzten über Mathematikaufgaben und Deutschtexten, während ihre Eltern nervös auf die Resultate warten. Doch ist dieses System, das seit Jahrzehnten praktisch unverändert geblieben ist, noch zeitgemäss?


Die Aufnahmeprüfung ans Gymnasium, im Volksmund auch "Gymiprüfung" genannt, ist ein Meilenstein im Schweizer Bildungssystem. Jedes Jahr stellen sich im Kanton Zürich rund 5000 Schülerinnen und Schüler dieser Herausforderung – die meisten nach der 6. Klasse für den Übertritt ins Langzeitgymnasium und ein weiterer Teil nach der 2. Sekundarklasse für den Eintritt ins Kurzzeitgymnasium. Für viele Familien ist sie ein einschneidendes Ereignis, das monatelange Vorbereitung, emotionale Höhen und Tiefen und oft auch finanzielle Investitionen mit sich bringt.


Die Gymiprüfung markiert eine der frühesten und wichtigsten Weichenstellungen in der Bildungskarriere junger Menschen. Mit etwa 12 Jahren entscheidet sich hier, ob der direkte Weg zur Matura eingeschlagen werden kann. Diese frühe Selektion ist international gesehen eher ungewöhnlich - in vielen anderen Ländern erfolgt die Trennung der Bildungswege erst später.


Etwa 20% eines Jahrgangs schaffen im Kanton Zürich den Sprung ans Gymnasium. Dies entspricht der angestrebten Übertrittsquote. Die tatsächliche Maturitätsquote – also der Anteil eines Jahrgangs, der das Gymnasium erfolgreich mit der Matura abschliesst – liegt etwas niedriger, da nicht alle Gymnasiasten die Matura erreichen. Diese Quoten werden bildungspolitisch gesteuert und sind nicht fix, sondern ergeben sich aus der Anzahl der Schüler, die die erforderlichen Leistungen erbringen. In den letzten Jahren hat sich gezeigt, dass die Erfolgsquoten je nach Gemeinde und sozialem Umfeld stark variieren können - von unter 10% bis über 40%.


Aktuelle Rahmenbedingungen im Kanton Zürich


Die Gymiprüfung findet sowohl für den Übertritt nach der 6. Klasse (Langzeitgymnasium) als auch nach der 2. Sekundarklasse (Kurzzeitgymnasium) statt. Sie besteht aus schriftlichen Prüfungen in Deutsch und Mathematik, beim Kurzzeitgymnasium zusätzlich in Französisch.

Das Besondere am Zürcher System: Die Prüfung zählt 50%, die andere Hälfte machen die Vornoten aus. Für die Aufnahme ist eine Gesamtnote (kombiniert aus Prüfung und Vornoten) von mindestens 4.5 erforderlich.


Entwicklung der Teilnehmerzahlen


Die Zahl der Schülerinnen und Schüler, die sich der Gymiprüfung stellen, ist in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen. Dabei unterscheiden sich die Trends zwischen dem Langzeit- und dem Kurzzeitgymnasium:


Langzeitgymnasium (nach der 6. Klasse):

  • 2010: etwa 3400 Prüfungsteilnehmer

  • 2020: rund 3900 Prüfungsteilnehmer

  • 2024: etwa 4100-4300 Prüfungsteilnehmer


Kurzzeitgymnasium (nach der 2. Sekundarklasse):

  • 2010: etwa 800 Prüfungsteilnehmer

  • 2020: rund 900 Prüfungsteilnehmer

  • 2024: etwa 900-950 Prüfungsteilnehmer


Prozentual bedeutet dies insgesamt einen Anstieg von etwa 40% eines Jahrgangs im Jahr 2010 auf 45-47% im Jahr 2024. Interessanterweise blieb die tatsächliche Übertrittsquote ins Gymnasium mit rund 20% eines Jahrgangs relativ stabil – was der politisch festgelegten Maturitätsquote entspricht.


Bemerkenswert sind die regionalen Unterschiede: In städtischen Gebieten, besonders in der Stadt Zürich und an der Goldküste, nehmen teilweise über 60% der Sechstklässler an der Prüfung teil. In ländlichen Regionen hingegen sind es oft weniger als 30%. Beim Übertritt nach der 2. Sekundarklasse sind die regionalen Unterschiede weniger ausgeprägt.


Der zunehmende Wettbewerb


Die Zahlen belegen einen klaren Trend im Kanton Zürich: Während immer mehr Schülerinnen und Schüler versuchen, den Sprung ans Gymnasium zu schaffen, bleibt die Anzahl der verfügbaren Plätze nahezu unverändert. Die Übertrittsquote ins Gymnasium wird bildungspolitisch gesteuert und hat sich in den letzten Jahren kaum verändert.

Gemäss den Daten der Bildungsdirektion Kanton Zürich konkurrierten vor einem Jahrzehnt etwa 40% eines Jahrgangs um die festgelegten 20% Gymnasiumsplätze. Heute sind es deutlich mehr Bewerber für prozentual die gleiche Anzahl an Plätzen. Die logische Konsequenz: Es wird schwieriger, die Prüfung zu bestehen.


Diese Entwicklung im Kanton Zürich bestätigt den oft gehörten Mythos, dass die Gymiprüfung früher leichter zu bestehen war – nicht weil die Prüfung selbst einfacher war, sondern weil der Konkurrenzdruck geringer war. Die Anforderungen an die einzelnen Schüler steigen damit indirekt.


Auch schweizweit lässt sich laut Bundesamt für Statistik (BFS) ein ähnlicher Trend beobachten: Während die gymnasiale Maturitätsquote (also der Anteil eines Jahrgangs, der tatsächlich die Matura erwirbt) nur leicht angestiegen ist (von etwa 20% im Jahr 2010 auf 22.5% im Jahr 2022), wächst das Interesse am gymnasialen Bildungsweg deutlicher.

Besonders in städtischen Gebieten mit hoher Teilnahmequote ist dieser Effekt spürbar. Dies erklärt auch, warum der Vorbereitungsmarkt boomen kann: Die Nachfrage nach Unterstützung steigt mit dem zunehmenden Wettbewerb.


Gymischüler an der Aufnahmeprüfung


Kantonale Unterschiede in der Deutschschweiz

Kanton

Prüfungsanteil

Notenanteil

Besonderheiten

Zürich

50%

50%

Zeugnisnoten aus Vorjahr, Probesemester nach bestandener Prüfung

Basel-Stadt

50%

50%

Empfehlung der Primarlehrperson erforderlich, Probesemester

Bern

50-70%

30-50%

Gewichtung je nach Schulkreis unterschiedlich, Probesemester

Luzern

30%

70%

Starke Gewichtung der Schulnoten aus 5. und 6. Klasse

St. Gallen

50%

50%

Standardisierte Aufnahmeprüfung, Probesemester

Aargau

50%

50%

Prüfungsfreier Übertritt möglich bei Notenschnitt ≥ 5.3, Probesemester


Prüfungsfreie Übertritte in anderen Kantonen


In einigen Kantonen ist unter bestimmten Bedingungen sogar ein komplett prüfungsfreier Übertritt ins Gymnasium möglich:


Kanton Bern: Bei einer sehr positiven Lehrerempfehlung und entsprechend guten Noten kann ein prüfungsfreier Übertritt erfolgen. Die genauen Kriterien werden von den einzelnen Schulkreisen festgelegt.

Kanton Aargau: Schülerinnen und Schüler der Bezirksschule können bei einem Notenschnitt von 5.3 oder höher ohne zusätzliche Prüfung ins Gymnasium übertreten.

Kanton Thurgau: Bei ausgezeichneten Leistungen in der Sekundarschule (in der Regel Notendurchschnitt von 5.2 oder besser in den Hauptfächern) ist ein prüfungsfreier Übertritt möglich.

Kanton Solothurn: Schüler aus der Sekundarschule P (progymnasiale Abteilung) können bei einem bestimmten Notendurchschnitt direkt ins Gymnasium wechseln.


Diese unterschiedlichen Systeme verdeutlichen die Vielfalt der Selektionsverfahren in der Schweiz und zeigen, dass es durchaus Alternativen zur reinen Prüfungsselektion gibt.


Die problematische Momentaufnahme


Obwohl im Kanton Zürich die Vornoten zu 50% in die Gesamtbeurteilung einfliessen, bleibt die Prüfung selbst ein kritischer Faktor. Diese vierstündige Prüfung macht immer noch die Hälfte der Gesamtbewertung aus, was bedeutet, dass ein schlechter Tag, Prüfungsangst oder private Probleme einen erheblichen Einfluss auf die Bildungskarriere haben können. Gerade bei Schülern, die zwischen zwei Noten stehen, kann die Prüfungsleistung ausschlaggebend sein.


Der Nachhilfeindustrie-Komplex


In den letzten Jahren hat sich ein regelrechter Wirtschaftszweig rund um die Gymiprüfung entwickelt. Eltern investieren tausende von Franken in Vorbereitungskurse und private Nachhilfe. Dies kann soziale Ungleichheit verstärken: Während wohlhabende Familien ihre Kinder umfassend vorbereiten können, haben Kinder aus einkommensschwächeren Familien weniger Zugang zu kostenpflichtigen Zusatzangeboten.


Charakteristisch für das föderale Schweizer Bildungssystem: Die Vorbereitung auf die Gymiprüfung ist nicht kantonal einheitlich geregelt, sondern liegt in der Autonomie der Gemeinden. Diese dezentrale Struktur hat Vor- und Nachteile. Einerseits ermöglicht sie lokale Innovationen und massgeschneiderte Lösungen wie in der Gemeinde Pfäffikon, die ein vorbildliches schulisches Vorbereitungsprogramm entwickelt hat, das allen Schülerinnen und Schülern offensteht. Andererseits führt sie zu unterschiedlichen Startchancen je nach Wohnort.

In dieser vielfältigen Bildungslandschaft füllen private Anbieter Lücken, wo schulische Angebote als unzureichend empfunden werden. Für viele Eltern ist die Investition in externe Vorbereitungskurse eine Reaktion auf die wahrgenommene Notwendigkeit, ihren Kindern optimale Chancen zu bieten – ein Phänomen, das in einer leistungsorientierten Gesellschaft kaum überrascht.


Der Leistungsdruck als Vorbereitung


Die intensive Vorbereitungsphase auf die Gymiprüfung ist zweifellos anspruchsvoll. Doch genau diese Herausforderung kann auch als wertvolle Lebenslektion gesehen werden. Die Schülerinnen und Schüler lernen früh, sich Ziele zu setzen und diese durch disziplinierte Arbeit zu erreichen. Diese Erfahrung der Selbstwirksamkeit und das Entwickeln von Durchhaltevermögen sind wichtige Kompetenzen für die spätere akademische und berufliche Laufbahn.


Während die Vorbereitungszeit durchaus intensiv ist, zeigt die Praxis, dass gut strukturiertes Lernen und eine realistische Zeitplanung den Stress deutlich reduzieren können. Viele Schüler beweisen, dass sich die Prüfungsvorbereitung durchaus mit Freizeitaktivitäten vereinbaren lässt - es ist eine Frage des persönlichen Zeitmanagements.


Alternative Ansätze im Detail


Die Diskussion um Alternativen zum aktuellen Prüfungssystem verdient eine differenzierte Betrachtung. Hier sind verschiedene Modelle und ihre jeweiligen Vorteile und Herausforderungen ganz kurz erläutert:


1. Das Portfolio-Modell

  • Kombination aus Prüfungsleistung (50%), Schulnoten (30%) und Projektarbeit (20%)

  • Vorteile: Umfassendere Beurteilung, reduzierter Prüfungsdruck

  • Herausforderungen: Höherer administrativer Aufwand, mögliche Subjektivität bei Projektbewertungen


2. Das Probezeitmodell

  • Erleichterte Aufnahmeprüfung mit anschliessendem Probesemester

  • Vorteile: Längerfristige Beurteilung der Gymnasialtauglichkeit

  • Herausforderungen: Unsicherheit für Schüler, erhöhter Betreuungsaufwand


3. Das Mehrphasenmodell

  • Verteilung der Prüfung auf mehrere Termine über das Jahr

  • Vorteile: Reduzierung des punktuellen Prüfungsdrucks

  • Herausforderungen: Organisatorischer Mehraufwand, längere Prüfungsphase


4. Das Empfehlungsmodell

  • Kombination aus Prüfung und verbindlicher Lehrerempfehlung

  • Vorteile: Berücksichtigung der längerfristigen Entwicklung

  • Herausforderungen: Mögliche subjektive Einflüsse, unterschiedliche Bewertungsmaßstäbe


5. Das Kompetenzraster-Modell

  • Beurteilung nach standardisierten Kompetenzrastern über das letzte Schuljahr

  • Vorteile: Systematische Erfassung verschiedener Fähigkeiten

  • Herausforderungen: Komplexität der Bewertung, Vergleichbarkeit zwischen Schulen


Jedes dieser Modelle hat sich in verschiedenen Bildungskontexten bereits bewährt. Die Herausforderung liegt darin, ein System zu finden, das sowohl fair und transparent als auch praktikabel ist und den hohen Qualitätsansprüchen des Gymnasiums gerecht wird.


Zeit für Veränderung?


Vielleicht ist es an der Zeit, das Zürcher System grundlegend zu überdenken. Mögliche Reformansätze wären:


  1. Mehrere Prüfungstermine über das Jahr verteilt

  2. Projektarbeiten als Teil der Bewertung

  3. Berücksichtigung von überfachlichen Kompetenzen

  4. Harmonisierung der Aufnahmeverfahren über die Kantonsgrenzen hinweg


Besonders der letzte Punkt gewinnt angesichts der zunehmenden Mobilität von Familien in der Schweiz an Bedeutung. Die unterschiedlichen Aufnahmeverfahren zwischen den Kantonen führen zu ungleichen Bildungschancen je nach Wohnort. Eine Harmonisierung könnte für mehr Bildungsgerechtigkeit sorgen und den "Kantönligeist" im Bildungswesen reduzieren, ohne die föderalen Strukturen grundsätzlich in Frage zu stellen.


Bisherige Reformvorstösse


Die Debatte um die Reform der Gymiprüfung ist nicht neu. In den letzten Jahren gab es mehrere politische Vorstösse:


  • 2018: Motion im Kantonsrat für eine Kombination aus Prüfung (70%) und Vornoten (30%) - abgelehnt

  • 2019: Parlamentarische Initiative für mehrere Prüfungstermine pro Jahr - zurückgezogen nach negativer Kommissionsempfehlung

  • 2021: Petition "Faire Gymiprüfung" mit über 4000 Unterschriften, die eine Reform des Prüfungssystems forderte

  • 2022: Postulat für einen Pilotversuch mit alternativen Selektionsverfahren an ausgewählten Gymnasien - in Bearbeitung


Die Bildungsdirektion hatte 2023 eine Arbeitsgruppe eingesetzt, die das aktuelle Prüfungssystem evaluieren und mögliche Anpassungen prüfen sollte. Der für Ende 2024 angekündigte Bericht wurde im Januar 2025 veröffentlicht. Die wichtigsten Empfehlungen umfassen:


  • Beibehaltung der Grundstruktur mit 50% Prüfung und 50% Vornoten

  • Optimierung der Prüfungsaufgaben mit mehr Fokus auf Kompetenzen statt reinem Wissen

  • Bessere Vorbereitung durch standardisierte Übungsmaterialien für alle Schulen

  • Digitalisierung von Teilen des Prüfungsprozesses

  • Verbesserte Informationsangebote für Eltern und Schüler

  • Verstärkte Forschung zu den langfristigen Erfolgsindikatoren


Grundlegende Änderungen wie mehrere Prüfungstermine oder die Berücksichtigung von Lehrerempfehlungen wurden nach eingehender Prüfung verworfen. Die Bildungsdirektion begründet dies mit der "bewährten Objektivität und Vergleichbarkeit" des bestehenden Systems. Kritiker sprechen von einer verpassten Chance für echte Innovation, während Befürworter die Stabilität und Berechenbarkeit des Systems loben.


Der Blick nach vorne


Die Arbeitswelt von morgen verlangt nicht nur fachliche Exzellenz, sondern auch Kreativität, Teamfähigkeit und emotionale Intelligenz. Ein Selektionssystem, das hauptsächlich auf das Abfragen von Fachwissen setzt, wird diesen Anforderungen nicht vollständig gerecht.


Traditionen haben zweifellos ihren Wert – sie bieten Orientierung und Stabilität in einer sich ständig wandelnden Welt. Doch in einer dynamischen Gesellschaft dürfen Traditionen niemals zum Selbstzweck werden. Fortschritt entsteht dort, wo wir den Mut haben, Bewährtes zu hinterfragen und mit Innovationen zu verbinden. Die Gymiprüfung ist ein Symbol schweizerischer Bildungstradition, aber gerade deshalb verdient sie es, kontinuierlich weiterentwickelt zu werden. In einer Zeit, in der wir Flexibilität und lebenslanges Lernen predigen, sollten wir unser Selektionsverfahren an den gleichen Massstäben messen: Ist es anpassungsfähig, zeitgemäss und gerecht? Nur wenn wir Tradition nicht als starres Korsett, sondern als dynamisches Erbe begreifen, können wir ein Bildungssystem schaffen, das unseren Kindern alle Möglichkeiten eröffnet.


Die Stärke des dualen Bildungssystems


Bei aller Diskussion um die Gymiprüfung darf eines nicht vergessen werden: Die Schweiz verfügt über eines der erfolgreichsten dualen Bildungssysteme weltweit. Der Weg über eine Berufslehre ist keine Sackgasse, sondern eröffnet vielfältige Karriere- und Weiterbildungsmöglichkeiten. Viele erfolgreiche Führungskräfte und Unternehmer haben ihre Laufbahn mit einer Lehre begonnen! --> Konkrete Personenbeispiele siehe Instagram


Die Berufslehre bietet:

  • Praxisnahe Ausbildung

  • Frühes eigenes Einkommen

  • Direkte Einblicke in die Arbeitswelt

  • Zahlreiche Weiterbildungsmöglichkeiten bis hin zur Fachhochschule

  • Internationale Anerkennung der Schweizer Berufsabschlüsse


Das Gymnasium ist nicht per se der "bessere" Weg, sondern einer von vielen möglichen Bildungswegen. Die Entscheidung sollte sich an den individuellen Stärken, Interessen und Lernpräferenzen des Kindes orientieren. Während einige Jugendliche im theoretischen Lernen aufblühen, entwickeln sich andere durch praktische Arbeit optimal.

Die aktuelle Fixierung vieler Eltern auf das Gymnasium ist daher kritisch zu hinterfragen. Die Vorstellung, nur ein Universitätsabschluss garantiere beruflichen Erfolg, entspricht nicht der Schweizer Realität. Das duale Bildungssystem ermöglicht verschiedene Wege zum Erfolg - die Durchlässigkeit des Systems erlaubt es zudem, später Bildungsentscheidungen zu korrigieren oder zu ergänzen.


Mein Fazit


Die Debatte um die Gymiprüfung ist komplex und emotionsgeladen. Während das aktuelle System durchaus seine Verdienste hat, zeigen sich zunehmend auch seine Schwächen. Eine Reform muss nicht bedeuten, dass die akademischen Standards gesenkt werden. Vielmehr geht es darum, einen moderneren, ganzheitlicheren Ansatz zu finden, der den Bedürfnissen aller Beteiligten besser gerecht wird.


Ein Bildungssystem ist so gut wie die Chancen, die es eröffnet – nicht wie die Hürden, die es aufbaut. In diesem Sinne sollten wir die Prüfungstraditionen nicht abschaffen, sondern behutsam weiterentwickeln, damit sie tatsächlich jene Talente erkennen und fördern, die unsere Gesellschaft in Zukunft prägen werden.




Quellenangaben


  • Bildungsdirektion Kanton Zürich (2024): "Informationen zur Aufnahmeprüfung an die Gymnasien", www.zh.ch/de/bildung/schulen/mittelschule/aufnahme-mittelschulen.html

  • Schweizerische Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren EDK (2023): "Kantonsumfrage 2022/2023: Übertrittsverfahren Primarschule – Sekundarstufe I", www.edk.ch/de/bildungssystem/uebertritte

  • Bundesamt für Statistik (2023): "Bildungssystem Schweiz - Indikatoren", www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/statistiken/bildung-wissenschaft/bildungsindikatoren.html

  • Bildungsberichte der Kantone Basel-Stadt, Bern, Luzern, St. Gallen und Aargau (2022-2024)

  • Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation SBFI (2023): "Berufsbildung in der Schweiz: Fakten und Zahlen 2023", www.sbfi.admin.ch/sbfi/de/home/bildung/berufsbildung.html

  • Herzog, W. & Leutwyler, B. (2021): "Die Zukunft der Gymnasien", NZZ Libro

  • Moser, U. & Berger, S. (2022): "Chancengerechtigkeit im Schweizer Bildungssystem", Rüegger Verlag

  • Schweizerische Koordinationsstelle für Bildungsforschung (2022): "Bildungsbericht Schweiz 2022", www.skbf-csre.ch/bildungsbericht

  • Bildungsstatistik Kanton Zürich (2024): "Entwicklung der Gymnasialquote 2000-2024", Bildungsdirektion Kanton Zürich

  • Bildungsmonitor Schweiz (2023): "Regionale Unterschiede in den Bildungschancen", Avenir Suisse

  • Wolter, S.C. & Zumbühl, M. (2023): "Trends und Entwicklungen im Schweizer Bildungssystem", Schweizer Zeitschrift für Bildungswissenschaften

 
 
 

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